Im Karate Training am Dienstag ging es im Rahmen des Selbstverteidigungsteils um Selbstbehauptung - es ging dabei mehr um eine männliche Konfliktssituation, die Kneipenschlägerei.
Ich fand den Vorschlag des Trainers sehr spannend, einfach etwas völlig Unerwartetes zu tun. Er hat uns das demonstriert in dem wir die Gruppe von Stunkmachern spielen mussten, die ihm ans Leder wollen - und er hat dann einen Affen imitiert, ist wie Chitah rumgesprungen, hat mit den Händen auf den Boden geklatscht und ist in diesem Prozedere weggelaufen. Diese Art von Deeskalation erscheint mir eine wirkungsvolle Idee. Und das Einnehmen eines unauffälligen breiteren Standes und die "Deckung" getarnt als verschlossene Denkerposition finde ich auch ziemlich gut, das ist voll Diskret, Solarplexus ist schon mal geschützt ohne daß man in voller Kampfposition den anderen direkt in eine Eskalation zwingt, die vielleicht noch abgewendet werden könnte.
Ich habe berufsbedingt noch eine Idee, wie eine Eskalation im Vorfeld vermeidbar ist.
Frage Dich mal: welche Körpersprache hast Du? Sagt Dein Körper: hey Leute, schlagt mich ich bin ein Opfer oder sagt Dein Körper: vorsicht, hier ist Druck auf dem Schlauch?? (;-)) Was ist überhaupt Körpersprache und warum ist sie relevant?
Methode.de definiert das so:
Verhalten, Arm- und Beinhaltung, Ausdruck der Augen, Mundwinkel oder Hände verrät unsere Gedanken, Seelenleben, Ängste und Begierden. Auch Eigenschaften wie Körperfülle, Kleidung, Stimme, Frisur und sogar manche Details des Gesichts sind Informationsquellen, aus denen man bis zu einem ungewissen Grade auf Charaktereigenschaften oder Stimmungen schließen kann. All das nennt man Körpersprache.
Entscheidungen und Verhalten werden nur zu einem kleinen Teil bewußt gesteuert. Das Unterbewußtsein treibt uns an und nicht Verstand oder Vernunft. Es sind Kleinigkeiten, die wir nicht benennen können und unserem Gefühl zuschreiben. Häufig sind es Signale, die wir bereits in frühester Kindheit zu deuten lernten. Die Körpersprache unserer Gesprächspartner steuert uns mit.
Okay, das Fazit daraus kann also sein: wenn ich mit meiner Körpersprache selbstsicher und stark auftrete, ist das eine Form der Deeskalation, die auf unbewusstem Niveau das Verhalten potentieller Agressoren schon im Vorfeld reguliert da meist ein schwach wirkender Gegner bevorzugt wird.
Ich als Frau nutze die bewusste Korrektur meiner Körpersprache beispielweise, wenn ich nachts allein unterwegs bin oder auch am Bahnhof, in Menschenansammlungen oder im Parkhaus also überall da wo es potentiell unangenehm werden könnte
wo ich aber nicht vermeiden kann, hinzugehen.
Ich achte auf einen aufrechten Gang mit zurück genommenen Schultern, Brust raus, ich gehe in normaler Geschwindigkeit. In größeren Menschenansammlungen achte ich darauf, kurzen Blickkontakt zu den Menschen die mir begegnen herzustellen, nicht starren oder provozieren sondern lediglich aufmerksam und selbstbewusst ansehen, ein geführter, entspannter Blick - und keinesfalls die Augen hektisch richtung Boden wegschlagen.
"Opfer" senken ihre Blicke zu Boden, bewegen sich wie ein gehetztes Tier, nehmen wenig Raum ein.
Der gesenkte Kopf wird oft von hochgezogenen, vorgeschobenen Schultern begleitet, eine archaische Geste die den Schutz der Halsschlagader zum Ziel hat. Wer so wirkt, ist für einen Agressor natürlich eine leichtere Beute wie jemand der schon aussieht, als würde er sich wehren.
Ich beobachte für mein Leben gerne die Körpersprache von Menschen, das mag mit meinem Beruf zusammenhängen aber es ist auch eine Passion, die mich schon mein ganzes Leben begleitet.
Wenn ich jemanden sehe, der eine kraftvolle Ausstrahlung hat, versuche ich zu identifizieren, woran es liegt und die Posen zu imitieren, die diese Wirkung auf mich haben, wenn es sich für mich gut anfühlt trainiere ich diese Pose und füge sie meiner Rüstung hinzu. Auch das Gegenteil finde ich interessant: Menschen die schwach und ausdruckslos wirken, auch deren Körpersprache "probiere" ich an. Manchmal entdecke ich da Nuancen, die in meiner eigenen Körpersprache verankert in bestimmten Situationen -
das hilft mir, meine Wirkung besser einzuschätzen und auch zu korregieren. Ob das erfolgreich ist, weiß ich nicht, ich habe keine Messungen durchgeführt. Ich habe für mich persönlich den Eindruck, daß es funktioniert - beispielsweise werde ich weder am Bahnhof noch in der Stadt angepöbelt während das einer Bekannten mit weniger Umfang als ich häufig passiert und sie sich oft verletzt fühlt.
Mir fällt natürlich noch ein anderes, archaisches Verhalten ein: die Herausforderung des Alpha Männchens, Konkurrenzverhalten - das bezieht sich auf Männer. Ich finde die Frage spannend, ob für einen Mann eine starke Körpersprache eventuell schwierig wird wenn er als Alpha Männchen wirkt und somit ständig von Konkurrenten herausgefordert wird in der Absicht, dem Alpha die dominante Stellung streitig zu machen.
Kiai - 24. Apr, 14:55